Pharmakologische Eigenschaften von Aciclovir
Aciclovir ist ein antivirales Medikament, das primär gegen Herpesviren wirkt. Es hemmt die virale DNA-Synthese durch Phosphorylierung zu Aciclovirtriphosphat, welches kompetitiv die virale DNA-Polymerase blockiert. Die Aktivität ist spezifisch gegenüber virusinfizierten Zellen, da die erste Phosphorylierung nur durch virale Thymidinkinase erfolgt. Die Selektivität ermöglicht eine hohe Wirksamkeit bei geringer Toxizität.
Therapeutische Anwendungsgebiete von Aciclovir
Aciclovir wird zur Behandlung von Infektionen durch Herpes-simplex-Viren (HSV-1 und HSV-2) und Varizella-Zoster-Virus (VZV) eingesetzt. Indikationen umfassen Lippenherpes (Herpes labialis), Genitalherpes (Herpes genitalis), Herpes-simplex-Enzephalitis, Herpes-Zoster-Infektionen sowie zur Prophylaxe bei immunsupprimierten Patienten. Zusätzlich erfolgt die Anwendung in der Prävention von rezidivierenden viralen Infektionen bei HIV-Patienten.
Pharmakokinetik von Aciclovir im Körper
Aciclovir zeigt eine niedrige orale Bioverfügbarkeit von etwa 15-30%. Nach oraler Gabe werden maximale Plasmakonzentrationen in 1,5 bis 2 Stunden erreicht. Das Medikament verteilt sich gut in Körperflüssigkeiten und Geweben, einschließlich Liquor cerebrospinalis und Herpes-läsionen. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 2,5 bis 3 Stunden bei normaler Nierenfunktion, wobei eine renale Ausscheidung von 60-90% unverändert erfolgt.
Dosierungsempfehlungen bei verschiedenen Indikationen
Die Dosierung variiert je nach Indikation und Patientengruppe. Bei Herpes-simplex-Infektionen beträgt die orale Anfangsdosis häufig 200 mg fünfmal täglich über 5 Tage. Im Falle einer Herpes-simplex-Enzephalitis wird intravenöse Gabe bevorzugt mit 10 mg/kg alle 8 Stunden für 14 bis 21 Tage empfohlen. Die Behandlung des Herpes Zoster erfordert in der Regel eine Dosierung von 800 mg fünfmal täglich über 7 bis 10 Tage. Dosisanpassungen sind bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion vorzunehmen.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Aciclovir zeigt in der Regel ein günstiges Interaktionsprofil, jedoch können nephrotoxische Arzneimittel, wie Cyclosporin und Amphotericin B, die Nierentoxizität erhöhen. Die gleichzeitige Gabe anderer antiviraler Substanzen kann synergistische oder antagonistische Effekte haben. Probenecid verzögert die renale Ausscheidung und somit erhöht sich die Plasmahalbwertszeit von Aciclovir, wodurch Dosisanpassungen notwendig sein können.
Nebenwirkungen und deren Häufigkeit
Am häufigsten treten gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit und Durchfall auf. Zentrale Nebenwirkungen umfassen Kopfschmerzen, Schwindel und gelegentlich Verwirrtheitszustände, insbesondere bei älteren Patienten oder bei hochdosierter intravenöser Gabe. Lokale Reaktionen an der Injektionsstelle können bei parenteraler Anwendung vorkommen. In seltenen Fällen wurden nephritische und neurologische Komplikationen beschrieben.
Anwendung bei speziellen Patientengruppen
Bei Neugeborenen und Kindern ist die Dosierung aufgrund des unterschiedlichen Metabolismus und der Nierenfunktion an das Körpergewicht angepasst. Schwangere und Stillende sollten Aciclovir nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erhalten, da Studien keine eindeutige Teratogenität gezeigt haben. Patienten mit Niereninsuffizienz benötigen eine Dosisreduktion und engmaschige Überwachung etwa der Kreatinin-Clearance.
Formen und Applikationsmöglichkeiten
Aciclovir ist in verschiedenen Darreichungsformen verfügbar, darunter Tabletten, Suspensionen, intravenöse Lösungen, sowie Cremes und Salben zur topischen Behandlung. Die Wahl der Form hängt von der Indikation ab. Topische Applikation eignet sich vor allem bei Herpes-simplex-Labialis, während systemische Formen bei schweren oder generalisierten Infektionen bevorzugt werden. Die intravenöse Verabreichung ermöglicht hohe Konzentrationen in kritischen Geweben.
Wirkmechanismus und Resistenzentwicklung
Der antivirale Effekt beruht auf der Hemmung der viralen DNA-Polymerase nach Aktivierung durch virale Thymidinkinase. Resistenzen entstehen primär durch Mutationen in der viralen Thymidinkinase, die deren Aktivität vermindern oder ausschalten, oder selten durch Veränderungen der DNA-Polymerase. Resistenz wird vor allem bei immunsupprimierten Patienten oder bei Langzeittherapie beobachtet. Bei Resistenzen stehen alternative Wirkstoffe wie Foscarnet zur Verfügung.
Speicherbedingungen und Haltbarkeit
Aciclovir-Tabletten sollten bei Raumtemperatur, geschützt vor Licht und Feuchtigkeit gelagert werden. Die Suspensionen müssen nach Herstellung kühl gelagert werden und weisen eine eingeschränkte Haltbarkeit auf. Infusionslösungen sind vor der Anwendung auf Unversehrtheit und Verfallsdatum zu prüfen. Geöffnete Cremes können mikrobiologisch belastet werden und sollten nach Anbruch innerhalb einer definierten Frist verbraucht werden.
Bewertungen
Es gibt noch keine Bewertungen.